Der Mensch im Zentrum

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Am 17. Juni wurde der diesjährige European Dialogue on Internet Governance (EuroDIG) in Vilnius eröffnet. Der Präsident Litauens, Gitanas Nauseda, begrüßte die 765 Teilnehmenden und betonte in seiner Videobotschaft, den Menschen bei allen Überlegungen zentral zu berücksichtigen. So sollten alle Entwicklungen und Fortschritte der Menschheit dienen und dazu beitragen, dass die digitale Spaltung überwunden wird. Dafür sei es notwendig, die Informationen zur Nutzung des digitalen Umfeldes allen Menschen zu vermitteln und deren Fähigkeiten auszubauen.

Dies deckte sich mit den zentralen Forderungen der Jugendvertretenden, die bereits in den vorausgegangenen Tagen zu Digitalthemen gearbeitet hatten, welche für sie von besonderer Bedeutung sind. Deutlich wiesen sie darauf hin, dass Inklusion, Privatsphäre und Kapazitätsaufbau für sie im Kontext des digitalen Umfelds zentral sind. Künstliche Intelligenz solle so trainiert werden, dass bestehende Ungleichheiten nicht fortgesetzt und verstärkt, sondern abgebaut werden. Um dies zu erreichen, erachten die jungen Teilnehmenden Transparenz über die verwendeten Daten und die Programmierung als ebenso bedeutsam wie den Einsatz von Fokusgruppen, welche unter verschiedenen Gesichtspunkten divers zu besetzen wären. Neben der Transparenz zur Datenverwendung hoben sie hervor, dass individuelle Daten zu schützen seien. Der Gewinn der Konzerne solle nicht auf den Daten der Nutzenden beruhen. Um die Kenntnisse bei diesen, bspw. über so genannte Dark Pattern, die zu einem bestimmten Nutzungsverhalten verleiten, in digitalen Angeboten zu erhöhen, ist für die Teilnehmenden des YouthDIG der Kapazitätsaufbau von besonderer Bedeutung. Neben der Medienbildung zählen sie dazu auch Investitionen in die Forschung und die Förderung von entsprechenden Austauschformaten, um die Meinung und Perspektiven von jungen Menschen in laufende Prozesse zur Gestaltung und Regulierung des Internets einbringen zu können.

Wie und durch wen das digitale Umfeld demnächst wesentlich beeinflusst werden wird, beraten Vertretende aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung sowie der Zivilgesellschaft aktuell auf verschiedenen Ebenen. Dabei richten sich alle Augen auf den in Bearbeitung befindlichen Global Digital Compact der Vereinten Nationen, welcher zentral für die weitere Prozessgestaltung sein wird. Unklarheiten bestehen dabei weiterhin hinsichtlich der Einordnung und Zukunft bestehender Prozesse und Formate, wie des World Summit of Information Society (WSIS) und des Internet Governance Forums (IGF). Beide Formate haben in den vergangenen Jahren die Bedeutung des Multistakeholder-Ansatzes geprägt und gezeigt, dass die Vielfalt der Perspektiven und Akteur*innen gewinnbringend für die Gestaltung des digitalen Umfelds genutzt werden können. In diesem Sinne forderte Thomas Schneider, Präsident der EuroDIG Support Association, alle Teilnehmenden dazu auf die kommenden Tage zu nutzen, um eigene Vorstellungen zu diskutieren, Visionen zu definieren und Prozesse zu gestalten, um so auch einen Nachweis dafür zu leisten, dass das Multistakeholder-Modell lebt und auch für die Zukunft geeignet ist.


Torsten Krause, SDC