Online-Kinderschutz durch Regulierung und Innovation befördern

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Am zweiten Tag des European Dialogue on Internet Governance (EuroDIG) im litauischen Vilnius diskutierten die Teilnehmenden vor Ort und online gemeinsam darüber, wie Nutzende von digitalen Angeboten vor möglichen Übergriffen oder schädlichen Inhalten geschützt werden können. Zusammen wurde darüber nachgedacht, welche Regulierungen nötig und hilfreich sein können, um dieses Ziel zu erreichen, sowie welche Innovationen dies unterstützen können.

 

Im Workshop „Sicherheit von Kindern online - Überblick zu Regulierungsvorhaben zur Verhinderung von sexueller Gewalt online“ stellten Desara Dushi von der Freien Universität Brüssel sowie Nigel Hickson, Leiter Internetregulierung bei DSIT UK, den Vorschlag der europäischen Kommission zur Bekämpfung und Prävention sexueller Gewalt an Kindern online sowie das seit Herbst 2023 in Groß Britannien in Kraft befindliche Gesetz zur Online-Sicherheit vor. Diese Perspektive wurde durch Kristina Mikoliuniene von der litauischen Regulierungsbehörde RRT und Jaap-Henk Hoepman von der Universität Nijmegen um praktische Erfahrungen in der Umsetzung von Regulierungen zum Schutz von Kindern im digitalen Umfeld sowie wissenschaftliche Erkenntnisse hinsichtlich der Fähigkeiten von Technologien ergänzt. Fabiola Bas Palomares von Eurochild bereicherte die Diskussion mit einer kinderrechtlichen Perspektive und berichtete von den aktuellen Ergebnissen der VOICE-Studie. Demnach sind Kinder und Jugendliche online mit einer Vielzahl von Gefährdungen konfrontiert, zu denen neben sexueller Gewalt unter anderem auch die ungewollte Verwendung und Weitergabe ihrer Daten durch die Serviceanbietenden oder durch andere Nutzende der Dienste gehört.

 

In der Diskussion zeigte sich, dass neben dem Konsens zur Notwendigkeit des Schutzes von jungen Menschen online unterschiedliche Ansichten darüber bestehen, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Insbesondere hinsichtlich des Einsatzes von Technologien bestehen mitunter Bedenken, inwieweit diese mit essentiellen Rechten wie dem Schutz der Privatsphäre in Einklang gebracht werden können. So wurden Verfahren der Altersverifikation von manchen Teilnehmenden als wegweisendes Werkzeug angesehen, um sichere digitale Umgebungen zu realisieren, während andere die Sorge äußerten, dass dadurch die anonyme Nutzung von digitalen Angeboten eingeschränkt werden könnte.

 

Die Rolle und Fähigkeiten technologischer Anwendungen wurde im anschließenden Workshop „Schutz verletzlicher Gruppen in digitalen Umgebungen - neue technologische Verfahren“ vertieft diskutiert. Dafür beschrieben Andrew Campling von der Internet Watch Foundation sowie Anna Rywczynska vom polnischen Safer Internet Center, welchen Gefährdungen junge Menschen, aber auch Frauen und andere Nutzende online begegnen. Zydrunas Tamasauskas vom Oxylab berichtete anschließend von Technologien, die sein Unternehmen entwickelt hat und beschrieb, wie mittels Künstlicher Intelligenz gezielt nach Inhalten sexueller Gewalt online gesucht werden kann. Hingewiesen wurde darauf, dass etwaige Entscheidungen über die Rechtmäßigkeit von Inhalten und deren etwaiger Entfernung menschlicher Kompetenz unterliegen. Mit diesen Verfahren werden Behörden einerseits in ihrer Arbeit unterstützt, bestehendes Recht durchzusetzen, andererseits wird somit auch sichergestellt, dass mögliche Fehler der künstlichen Intelligenz durch Menschen korrigiert werden können.

 

Der anschließende Austausch zeigte, dass die Notwendigkeit besteht, Technologien zu entwickeln und einzusetzen, die im Einklang mit den Menschenrechten stehen und nicht ein Ziel zu Lasten eines anderen verfolgen. Auch die VOICE-Studie kommt zu der Erkenntnis, dass Kinder sich ein sicheres digitales Umfeld wünschen, in dem ihre Privatsphäre gewahrt werden kann. Dies steht im Einklang mit dem Ergebnis einer Umfrage während des Workshops beim EuroDIG. Demnach vertritt die Mehrheit der Teilnehmenden die Auffassung, dass sich der Schutz von Kindern online mit der Sicherung ihres digitalen Privatlebens vereinbaren lassen.


Torsten Krause, SDC