Ein Jahr nach dem ersten Global Age Assurance Standards Summit trafen sich die Teilnehmer*innen erneut für drei Tage, diesmal in Amsterdam, um darüber zu diskutieren, ob, warum, wo und wie Altersverifikation durchgeführt werden sollte.
Technologieunternehmen präsentierten ihre Produkte und die in den letzten zwölf Monaten erzielten Verbesserungen hinsichtlich Zuverlässigkeit, Genauigkeit und Effizienz, während Anbieter*innen digitaler Dienste und Plattformen sich bei Regulierungsbehörden und öffentlichen Stellen erkundigten, ob sie in Zukunft einer Altersverifikation unterliegen könnten - einige waren besorgt, während andere sich für regulierte gleiche Wettbewerbsbedingungen plädierten.
Wenn man sich für ein Schlagwort des Gipfels entscheiden müsste, wäre es sicherlich „Wallet“. Auf der Grundlage der EU-Rahmenverordnung über die digitale Identität, die am 20. Mai 2024 in Kraft getreten ist, sind die Mitgliedstaaten verpflichtet, bis Ende 2026 allen Bürger*innen und Einwohner*innen mindestens eine EU-Wallet für die digitale Identität anzubieten. Die “Wallet” ist eine mobile Anwendung, mit der sich die Nutzenden bei öffentlichen und privaten Online-Diensten in ganz Europa identifizieren können. Darüber hinaus werden die Nutzenden in der Lage sein, digitale Dokumente wie Universitätsdiplome oder Zugtickets zu speichern und zu übermitteln, sowie Dokumente elektronisch zu signieren oder zu siegeln. Angesichts des langen Zeitrahmens bis Ende 2026 und der drängenden Fragen zum Schutz von Kindern im digitalen Raum vor nicht altersgerechten Inhalten hat die EU-Kommission beschlossen, eine Ausschreibung für eine so genannte Mini-Wallet durchzuführen, um eine EU-weite Option zur Altersüberprüfung zwischen Minderjährigen und Erwachsenen, d.h. über 18 Jährigen, anzubieten. Scytales SA aus Schweden und die Deutsche Telekom haben die Ausschreibung gewonnen und wurden im Tech Showcase Bereich auf der GAASS 2025 in Amsterdam ausgestellt. In den kommenden Monaten wird die Anwendung in mindestens drei europäischen Ländern für einen Pilotversuch zur Verfügung stehen, um die Funktionsfähigkeit des White-Label-Ansatzes und die Interoperabilität mit bereits national existierenden Altersverifikationstools zu demonstrieren. Während in Deutschland bereits mehr als 100 Instrumente zum Nachweis der Volljährigkeit von der FSM evaluiert und von der KJM anerkannt wurden, bieten einige andere Länder bestimmte Arten von Wallets an, die einen Altersnachweismechanismus mit unterschiedlichen Altersstufen enthalten. Diese Ansätze wurden auch von den Mitgliedern der großen deutschen Delegation auf dem Gipfel diskutiert, die sich aus Vertretenden der staatlichen Verwaltung, der Regulierungs- und Selbstregulierungsbehörden, der Strafverfolgungsbehörden, der Stakeholder wie der Tabakindustrie, der Wissenschaft, der Datenschutzbehörden, der Standardisierungsgremien und der zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammensetzte und somit ein breites Spektrum an Perspektiven einbrachte.
Als es darum ging, die Instrumente zur Altersverifikation im Hinblick auf die Gewährleistung grundlegender Menschenrechte zu überprüfen, waren die nächsten Schlagworte Privatsphäre, Anonymität und Datenminimierung, die mit Konzepten wie "Zero Knowledge" und "Double Blindness" angesprochen wurden. Es bestehen nach wie vor Bedenken hinsichtlich einer exzessiven Datenverarbeitung zum Zwecke der Altersüberprüfung und -schätzung. Gleichzeitig wurde jedoch betont, dass eine Altersverifizierung nur nach einer Risikobewertung durch den Dienst erfolgen sollte, um sicherzustellen, dass Kindern ein altersgerechtes digitales Umfeld zur Verfügung gestellt wird, in dem sie lernen und sich entwickeln, ihre Rechte auf freie Meinungsäußerung und friedliche Versammlung wahrnehmen und gleichzeitig lernen können, mit Risiken umzugehen und ihre digitalen Kompetenzen zu erweitern. Im Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate haben sich nicht nur die technischen Instrumente weiterentwickelt, auch die Diskussion hat an Sachkenntnis gewonnen und die Perspektiven erweitert. Dies wird sich auch im Kommuniqué des Gipfels widerspiegeln, das in Kürze hier veröffentlicht wird. Weitere Informationen zum Prozess finden Sie auf dieser Website.