X. Gesundheit und Wohlergehen
93. Digitale Technologien können den Zugang zu Gesundheitsdiensten und -informationen erleichtern sowie diagnostische und therapeutische Angebote für die körperliche und geistige Gesundheit von Müttern, Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen sowie deren Ernährung verbessern. Sie bieten zudem sehr gute Chancen, Kinder in benachteiligten oder besonderes schutzbedürftigen Situationen oder in entlegenen Regionen zu erreichen. Liegt ein öffentlicher Notstand oder eine gesundheitliche bzw. humanitäre Krise vor, können digitale Technologien die Möglichkeit darstellen, auf Dienstleistungen und Informationen im Gesundheitswesen zuzugreifen.
94. Einige der beteiligten Kinder berichteten, dass es für sie eine wertvolle Hilfe darstellt, online nach Informationen und Unterstützung in Bezug auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden sowie den physischen und psychischen Zustand, Sexual- und Fortpflanzungskunde, Pubertät, Sexualität und Empfängnis suchen zu können. Vor allem Heranwachsende wünschten sich Zugang zu kostenlosen, vertraulichen, altersgerechten und nicht-diskriminierenden Online-Dienstleistungen in Bezug auf psychische Gesundheit sowie Sexual- und Fortpflanzungskunde. Die Vertragsstaaten sollen sicherstellen, dass Kinder sicheren, geschützten und vertraulichen Zugang zu vertrauenswürdigen Dienstleistungen und Informationen und Diensten des Gesundheitswesens einschließlich psychologischer Beratungsdienste haben. Solche Dienste sollen die Verarbeitung der Daten von Kindern auf das für ihr Angebot notwendige Maß beschränken, von Fachkräften oder angemessen ausgebildeten Personen durchführen lassen und sich festgelegten Kontrollmechanismen unterwerfen. Die Vertragsstaaten sollen sicherstellen, dass digitale Gesundheitsprodukte und Dienste keine Benachteiligungen von Kindern beim Zugang zu persönlichen Gesundheitsdiensten schaffen oder verstärken.
95. Die Vertragsstaaten sollen Forschungs- und Entwicklungsprojekte fördern und finanzieren, die auf die spezifischen gesundheitlichen Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet sind und durch technologische Fortschritte den Erfolg von Therapien für Kinder verbessern. Digitale Dienstleistungen sollen in Anspruch genommen werden, um die persönliche Versorgung von Kindern mit gesundheitlichen Leistungen zu ergänzen und zu verbessern. Die Vertragsstaaten sollen Regelungen einführen oder aktualisieren, die Anbietende von Gesundheitstechnologien und -diensten dazu verpflichten, Kinderrechte bei ihren Funktionalitäten, Inhalten und deren Verbreitung zu berücksichtigen.
96. Die Vertragsstaaten sollen Vorschriften zum Schutz vor bekannten Gefahren erlassen und proaktiv neue Studien und Erkenntnisse im öffentlichen Gesundheitswesen einbeziehen, um die Verbreitung von Fehlinformationen sowie Materialien und Diensten, die der geistigen oder körperlichen Gesundheit von Kindern schaden können, zu verhindern. Zudem können Maßnahmen erforderlich sein, um einem ungesunden Umgang mit digitalen Spielen oder sozialen Medien vorzubeugen, etwa durch gesetzliche Regulierung einer digitalen Gestaltung, die die Entwicklung von Kindern hemmt und ihre Rechte untergräbt.
97. Die Vertragsstaaten sollen die Nutzung digitaler Technologien zur Förderung eines gesunden Lebensstils einschließlich körperlicher und sozialer Aktivitäten fördern. Um zu verhindern, dass Kinder Werbung für ungesunde Produkte ausgesetzt sind, sollen die Staaten auf Kinder zielgerichtete oder nicht altersgerechte Werbung, Marketingaktivitäten und sonstige einschlägige digitale Dienstleistungen gesetzlich regeln. Dies betrifft u.a. bestimmte Lebensmittel und Getränke, Alkohol und Drogen sowie Tabak- und sonstige nikotinhaltige Produkte. Solche Regelungen für Vorgänge im digitalen Umfeld sollen mit den Regelungen offline kompatibel sein und die jeweils aktuelle Situation von Kindern spiegeln.
98. Digitale Technologien bieten Kindern vielfältige Möglichkeiten, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu verbessern, sofern sie mit ihrem Bedürfnis nach Ruhe, Bewegung und direkter Interaktion mit Gleichaltrigen, Familien und Gemeinschaften in Einklang stehen. Zur Bedeutung einer solchen gesunden Balance zwischen digitalen und nichtdigitalen Aktivitäten sowie ausreichender Ruhephasen sollen die Vertragsstaaten Leitlinien für Kinder, Eltern, Betreuende sowie Pädagog:innen erstellen.
Inhaltsverzeichnis mit Link zum gesamten Dokument als barrierefreies PDF