Jung und Social Media affin – neue Erkenntnisse zur Mediennutzung von Europäer*innen

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(Podium Teilnehmer*innen von links nach rechts: Jutta Croll,  Stiftung Digitale Chancen, Dirk Beinhold, Vice Chairman of Animation Europe, Germany, Mathias Holtz, President Europa Cinemas & Cinema Consultant, Folkets Hus och Parker, Sweden und Oliver Schablitzki, CEO Super RTL.)

Unter dem Titel „Medienkonsumgewohnheiten junger Menschen in Europa“ wurden im Rahmen der European Film Market Industry Sessions bei der Berlinale die Mediengewohnheiten junger Menschen erörtert und die Auswirkungen dieser Gewohnheiten auf die Wettbewerbsfähigkeit der audiovisuellen Industrie der EU sowie die Aussichten für die kulturelle Vielfalt in den europäischen Medien untersucht. Neben Jutta Croll, die die Perspektive der Zivilgesellschaft in die Debatte einbrachte, nahmen Dirk Beinhold, Vice Chairman of Animation Europe, Germany, Mathias Holtz, President Europa Cinemas & Cinema Consultant, Folkets Hus och Parker, Sweden und Oliver Schablitzki, CEO Super RTL an dem Podium teil. 

45 Prozent der jungen Europäer*innen im Alter von 18 bis 30 Jahren nennen Social Media auf die Frage, mit welchem Medium sie die meiste Zeit verbringen; bei den über-30-Jährigen sind dies nur 25 Prozent. Musik hören landet bei der jungen Generation mit 23 Prozent auf dem zweiten Platz. Mediennutzungen wie Filme, Serien und Dokumentationen, Sportereignisse oder Nachrichten schauen liegen für diese Altersgruppe alle nur im einstelligen Prozentbereich. Jutta Croll bestätigte, dass sich dieser Trend nach den JIM-und KIM-Studien sowie auf der Basis eigener Erhebungen auch für die unter-18-Jährigen und sogar für die 6- bis 13-Jährigen festgestellt werden kann. Unter Anspielung auf den Titel der Diskussion regte sie an, die Vorrangstellung von Social Media Plattformen nicht nur unter dem Aspekt des Medienkonsums zu diskutieren, sondern vielmehr die produktive Nutzung digitaler Medien durch junge Menschen, die selbst als Kinder schon eigene Inhalte generieren und veröffentlichen, in den Blick zu nehmen. 

Zum Einstieg in die Diskussion machte Renate Nikolay, stellvertretende Generaldirektorin der DG CNECT unter Bezugnahme auf die Studienergebnisse des European Media Industry Outlook deutlich, welche Rolle der Digital Services Act angesichts der großen Bedeutung sozialer Medien für die junge Generation spielt. Jutta Croll hob hervor, dass junge Menschen nicht mehr nur als Konsument*innen, sondern vielmehr als interaktive Nutzer*innen mit altersangemessenen Inhalten angesprochen werden müssen. Dies bedeute auch, dass der Zugang zu digitalen Diensten altersbezogen reguliert werden sollte. Während zumindest an der Kinokasse das Alter der Besucher*innen noch überprüft werden könne und für TV-Inhalte entsprechende Sendezeitbegrenzungen zumindest einen gewissen Nutzungsrahmen setzten, würden die Altersgrenzen der Social Media Plattformen kaum kontrolliert und selbst von unter-13-Jährigen regelmäßig unterlaufen, was gerade bei den Jüngsten zu Entwicklungsbeeinträchtigungen führen könne. Gleichzeitig hätten junge Menschen aber gemäß der UN-Kinderrechtskonvention ein Recht auf Zugang zu den Medien und auf kulturelle Teilhabe, so Croll, weshalb Nutzungsbeschränkungen unter Berücksichtigung des Alters und Reifegrades von Jugendlichen zu erörtern und umzusetzen seien. 

Auch bei der Frage der Heranführung an Medieninhalte belegt der European Media Industry Outlook deutliche Unterschiede zwischen den Generationen. Während die über-30-Jährigen sich vorwiegend an Empfehlungen aus traditionellen Kanälen, wie Zeitung, Radio und TV orientieren, spielen für junge Menschen Empfehlungen auf den Webseiten von Streaming-Diensten sowie in Social Media die Hauptrolle bei ihren Entscheidungen, mit welchen Inhalten sie sich beschäftigen. 

Für den Zugang der jungen Generation zu einer Vielfalt kultureller Angebote sind daher Maßnahmen wie der KulturPass der Bundesregierung unbedingt erforderlich, erklärte Jutta Croll. Die positiven Effekte einer direkt an die junge Generation gerichteten Kulturförderung bestätigte auch Mathias Holtz unter Bezugnahme auf vergleichbare Angebote in Frankreich (Pass Culture) und Italien. 

Mit der Veröffentlichung des vollständigen European Media Industry Outlook wird im ersten Halbjahr 2025 gerechnet.


Jutta Croll