Setzt Euch ein für Kinderrechte und eine bessere und gerechtere Zukunft!

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Auf der großen Bühne der Plenary Hall des Internet Governance Forums standen heute die Kinderrechte im Fokus. Unter dem Titel „Die Sicherheit von Kindern im Zeitalter der Algorithmen gewährleisten“ diskutierten hochrangige Vertretende der Bereiche Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft miteinander. In das Thema einführend wies Leanda Barrington-Leach,5Rights Foundation, darauf hin, dass Erwachsene für Kinder und ihre Rechte einstehen müssen. In diesem Sinne plädierte sie dafür, Unternehmen und Diensteanbieter zu regulieren, statt Kinder und Jugendliche in der Wahrnehmung ihrer Rechte einzuschränken. „Die digitale Welt ist zu 100 % von Menschenhand geschaffen, sie kann leicht zum Schlechten missbraucht, aber sie kann auch zum Besseren verändert werden,“ zeigte sich Barrington-Leach überzeugt. Unterstützung für diese Auffassung erhielt sie von Karianne Tung, Digitalministerin von Norwegen: „Kinder online zu schützen, bedarf der Befähigung und nicht der Restriktion.“ Altersfeststellungen sind nach ihrer Auffassung geeignet, um Minderjährigen den Zugang zu kindgerecht gestalteten Onlineangeboten zu eröffnen. Dass TiKToK und Roblox gemäß den Ausführungen von Christine Grahn und Emily Yu bereits auf Schutz- und Sicherheitsaspekte bei der Gestaltung von unterhaltenden und freudebereitenden Erfahrungen setzen, wurde zur Kenntnis genommen. Gleichwohl wurde von weiteren Teilnehmenden eingefordert, dass mehr getan werden müsse, um junge Menschen bspw. vor abhängig machender Gestaltung und schädlichen Inhalten zu schützen. Darüber hinaus drückte Ministerin Salima Bah aus Sierra-Leone ihre Sorge aus, dass Künstliche Intelligenz die Wahrnehmung kultureller Vielfalt zu minimieren, sie sprach sich dafür aus, Erfahrungen und Wahrnehmungen auch von Kindern aus Minderheitsgesellschaften digital widerzuspiegeln. Neben dem möglichen Verlust von Diversität ändere sich auch die Wahrnehmung von Wahrheit, betonte Thomas Davon von UNICEF. Für die Europäische Kommission verwies Thibaut Kleiner auf die aktuellen Strategien, um Dienste und Plattformen sicher für junge Menschen zu gestalten. Mit dem Digital Services Act werden die Anbietenden verpflichtet, eine Risikoanalyse vorzunehmen und zielführende Sicherungs- und Vorsorgemaßnahmen einzuführen. Die derzeit noch in Ausarbeitung befindlichen Leitlinien zur Umsetzung von Art. 28 DSA soll dazu Orientierung geben. Und zusammen mit einem Instrument zur Altersverifikation im Spätsommer 2025 zur Verfügung stehen.

Welche Rolle die Perspektiven von jungen Menschen bei der Gestaltung von Angeboten Künstlicher Intelligenz(KI) spielt und wie die Befähigung von Nutzenden des digitalen Umfelds gesteigert werden kann, war Schwerpunkt am Nachmittag. Laut den Ergebnissen einer Studie des Family Online Safety Institute(FOSI) nutzen junge Menschen und deren Eltern Künstliche Intelligenz für unterschiedliche Zwecke, schätzen aber gleichermaßen das Potential der Anwendungen. Gemeinsam ist ihnen die Sorge, dass durch KI Arbeitsplätze verloren gehen, Falschinformationen stärker verbreitet werden und menschliche Fähigkeiten übertroffen und so abgewertet werden könnten. Eltern sehen sich in der Verantwortung dafür, dass ihre Kinder sicher mit KI umgehen können, während diese irrtümlich davon ausgehen, dass ihre Eltern darüber mehr wissen als sie selbst. Um Anwendungen und Wirkungsweisen von KI besser zu verstehen, wünschen sich Kinder wie Eltern mehr Transparenz seitens der Herstellenden und Anbietenden. Vor diesem Hintergrund wird gefordert, dass diese auch zur Befähigung zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz beitragen und in den Kompetenzaufbau der Nutzenden investieren.

Dass der Kompetenzaufbau durchaus mit verschiedenen Herausforderungen einhergeht, wurde in der dritten Clusterssession der Dynamischen Koalitionen deutlich. Gemeinsam berieten die Dynamischen Koalitionen für Kinderrechte im digitalen Umfeld, für Barrierefreiheit und Behinderungen, für Schulen der Internetregulierung und für Internetstandards, Sicherheit und Schutz zu diesem Thema. Es wurde betont, dass die Befähigung zur zielführenden Nutzung des digitalen Umfeldes eine Voraussetzung ist, um von den Möglichkeiten zu profitieren und seine Menschenrechte zu verwirklichen. In diesem Zusammenhang wies Jutta Croll für die DC CRIDE auf eine Forderung aus der Vormittagsveranstaltung hin, wonach nicht versucht werden sollte, Menschen an Dienste anzupassen, die für ihre Bedürfnisse unzureichend gestaltet sind. Vielmehr sollten sich Dienste an die Menschen anpassen, um ihre Bedürfnisse durch ihrem Alter und ihren Fähigkeiten entsprechendes Design und geeignete Funktionalitäten zu erfüllen. Konsens bestand unter den Teilnehmenden dahingehend, dass es sowohl einer Verständigung auf Qualitätsstandards bedarf als auch eine bessere Finanzierung von Strukturen notwendig ist, um die Nutzenden aufzuklären und ihr Verständnis für neue Technologien zu verbessern. Gemeinsam sollen daher Anstrengungen unternommen werden, um die Regierungen diesbezüglich in die Pflicht zu nehmen.


Jutta Croll & Torsten Krause, Stiftung Digitale Chancen